Überblick über den Kreis Gerdauen
Der Kreis Gerdauen lag im Regierungsbezirk Königsberg (Pr.) der preußischen Provinz Ostpreußen. Er war mit 844,41 km² Fläche und 35.013 Einwohnern (1939)1 einer der kleinsten ostpreußischen Landkreise. Die Bevölkerungsdichte betrug 41,5 Einwohner/km². Zu ihm gehörten 69 Landgemeinden und 297 Wohnplätze sowie die Städte Gerdauen und Nordenburg. Größte Landgemeinde im Kreisgebiet war Klein Gnie mit 1015 Einwohnern (1939).
Gemeinden mit Einwohnerzahlen (Stand: 17. Mai 19391)
Abelischken (1938-1945 Ilmenhorst) 526
Adamswalde 205
Altendorf 718
Arnsdorf 395
Assaunen 493
Astrawischken (1938-1945 Astrau) 393
Barraginn (1938-1945 Georgenhain) 444
Bieberstein 324
Birkenfeld 539
Bokellen 379
Dietrichsdorf 280
Ellernbruch 270
Friedenberg 383
Friedrichswalde 440
Gerdauen, Stadt 5118
Gerkiehnen 195
Groß Bajohren (1938-1945 Großblankenfelde) 326
Groß Gnie 570
Groß Potauern 205
Groß Schönau 387
Grünheim 225
Hochlindenberg 274
Ilmsdorf 322
Juganeusaß (Odertal) 145
Kaydann 217
Kiehlendorf 181
Klein Bajohren (1938-1945 Kleinblankenfelde) 209
Klein Gnie (1938-1945 Kleingnie) 1015
Klinthenen 287
Klonofken (1938-1945 Dreimühl) 290
Kröligkeim 808
Kurkenfeld 406
Laggarben 434
Lieskendorf 238
Lindenau 426
Löcknick 331
Löwenstein 588
Mauenfelde 216
Melchersdorf 94
Molthainen (1938-1945 Molteinen) 672
Momehnen 545
Muldszen (1938-1945 Mulden) 894
Neuendorf 496
Nordenburg, Stadt 3173
Peißnick 226
Pentlack 370
Petrineusaß 139
Plagbuden 297
Polleyken (1938-1945 Polleiken) 233
Popowken (1938-1945 Neusobrost) 534
Posegnick 663
Prätlack 175
Rädtkeim 379
Raudischken (1938-1945 Raudingen) 430
Reuschenfeld 718
Sawadden (1938-1945 Bruchort) 67
Schakenhof 677
Schellenberg 239
Schiffus 247
Schmodehnen 217
Schneiderin 285
Schönlinde 488
Skandau 502
Sobrost 296
Trausen 258
Waldburg 534
Wandlacken 562
Werschen 191
Wesselowen (1938-1945 Wesselau) 459
Willkamm 515
Wolla (1938-1945 Ebenau) 236
Die landwirtschaftlich genutzte Fläche des Kreises betrug vor der Vertreibung 651,63 km². Es wurden besonders Getreide, Hülsenfrüchte, Hackfrüchte, Klee und Luzerne angebaut sowie Fischerei betrieben.
Im Januar 1945 wurde der Kreis Gerdauen, wie ganz Ostpreußen, von russischen Truppen besetzt. Die deutsche Bevölkerung flüchtete oder wurde vertrieben. 1948 wurden die letzten Deutschen aus dem nunmehr unter russischer Verwaltung stehenden Nordteil des Kreises ausgewiesen. Der Kreis Gerdauen wurde 1945 durch die innerostpreußische Demarkationslinie in zwei Teile getrennt.
Das nördliche Kreisgebiet mit dem Gerdauener Teil des Kirchspiels Karpowen (Karpauen), den Kirchspielen Klein Gnie und Muldszen (Mulden), den größten Teilen der Kirchspiele Friedenberg, Groß Schönau, Gerdauen (mit der Stadt Gerdauen) und Nordenburg (mit der Stadt Nordenburg) sowie der nördlichen Hälfte des Kirchspiels Assaunen gehört heute verwaltungsmäßig zum Königsberger Gebiet (Kaliningradskaja oblast) der Russischen Föderation und ist größtenteils dem Stadtkreis Friedland i. Ostpr. (russ. Prawdinsk), ein kleinerer Teil dem Stadtkreis Darkehmen (Angerapp, russ. Osjorsk) zugeordnet.
Das südliche Kreisgebiet mit den Kirchspielen Laggarben, Löwenstein und Molthainen, dem größten Teil des Kirchspiels Momehnen, der südlichen Hälfte des Kirchspiels Assaunen und kleinerer Teile anderer Kirchspiele gehört heute verwaltungsmäßig zur polnischen Wojewodschaft Ermland-Masuren.
1953 übernahm der Kreis Rendsburg (heute Kreis Rendsburg-Eckernförde) in Schleswig-Holstein die Patenschaft über den Kreis Gerdauen.
Anmerkungen:
1 Die Zahlen für Fläche, Einwohner und Anzahl der Gemeinden beziehen sich auf die "Statistik des Deutschen Reiches", Band 552, 1 und Band 559,1 über die "Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 17. Mai 1939". Die Einwohnerzahlen gelten einschließlich Soldaten und männlichem und weiblichem Arbeitsdienst.